Was ist eine Arthrose?
Mit Arthrose wird der fortschreitende Verschleiß eines Gelenkes bezeichnet. Ein gesundes Gelenk ist an den Reibungsflächen von Knorpelgewebe vollständig überzogen. Dieses Knorpelgewebe ist sowohl bei einer Arthrose als auch bei einer Arthritis krankhaft verändert. Von einer Arthritis spricht man, wenn die Veränderungen des Knorpels durch eine Entzündung verursacht werden. Bei einer Arthrose ist die Gelenkzerstörung mechanisch bedingt.
Arthrose und Arthritis
Arthrose ist auch ganz einfach als „Gelenkverschleiß“ zu umschreiben. Durch Bewegung wird der Knorpel ständig belastet und nutzt sich naturgemäß mal stärker mal weniger stark ab.
Wer ist betroffen?
Arthrose ist eine Volkskrankheit, die häufigste Gelenkerkrankung im Erwachsenenalter und gleichzeitig auch die häufigste Erkrankung des älteren Menschen. Bereits 50 % der 30-jährigen zeigen degenerative Gelenkveränderungen, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer.
Mit zunehmendem Alter erhöht sich die Zahl der Betroffenen. Ein gewisses Maß an Gelenkverschleiß ist „schicksalsbedingt“. Die Beschwerdebilder können je nach Ausprägungsgrad und Lokalisation sehr unterschiedlich sein. Während 20 Millionen Patienten nur zeitweilig Beschwerden haben, müssen ca. 5 Millionen Patienten durch chronische Schmerzen starke Einschränkungen in ihrem täglichen Leben hinnehmen. Der schmerzhafte Verschleiß des Gelenkknorpels ist eine der häufigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit und Frühberentung. Nach Berechnungen des Zentralinstituts für Krankenkassen in München kostet die Arthrose den Kranken- und Rentenkassen jährlich mehr als 8 Milliarden Euro.
Gelenkaufbau
Gelenkkopf und Gelenkpfanne passen bei einem gesunden Gelenk genau ineinander. Dabei liegen die Knochen nicht direkt aufeinander, sondern es bleibt ein Zwischenraum, der sog. Gelenkspalt, frei. Die Gelenkkapsel schirmt das Gelenk nach außen ab.
Die Gelenkflächen der Knochen sind mit glattem Gelenkknorpel bedeckt, der die Beweglichkeit fördert und zugleich als Stoßdämpfer fungiert. Er stellt die zentrale Funktionseinheit des Gelenkes dar und schützt den Knochen vor direkter Belastung.
Gelenkknorpel
Meist handelt es sich um sog. hyalinen Knorpel, der aus einem bindegewebsartigen Material aufgebaut ist. Dadurch wird er reißfest und elastisch zugleich. Die ebenfalls enthaltene Hyaluronsäure kann viel Wasser binden. Diese Eigenschaften gewährleisten eine potenziell lebenslang ungestörte, d.h. reibungsarme und schmerzfreie Lastübertragung. Ihre Bedeutung wird ersichtlich, wenn man bedenkt, welche Kräfte auf Gelenke wirken können. Bis zu 200 kg pro Quadratzentimeter Knorpelfläche an Druckbelastung wurden bereits gemessen.
Die Gelenkkapsel ist aus zwei Schichten aufgebaut. Die feste äußere Schicht unterstützt Bänder und andere stabilisierende Hilfsstrukturen. Die innere lockere Schicht ist von Nerven und Blutgefäßen durchsetzt und mit einer Haut, der Synovialmembran, ausgekleidet. Die Synovialmembran erfüllt vielfältige Aufgaben.
Gelenkkapsel
In der Synovialmembran befinden sich Zellen, die für die Produktion von Gelenkflüssigkeit (Synovia) verantwortlich sind. Hauptbestandteile der Synovia sind Hyaluronsäure und eine Flüssigkeit, die aus Blutplasma gebildet wird.
Synovia
Wenn sich das Gelenk in Ruhe befindet, ist die Synovia zähflüssig, und wird dünnflüssig, wenn sich das Gelenk bewegt. Sie dient damit der Schmierung des Gelenkes und der Herabsetzung der Reibung. Von weiterer entscheidender Bedeutung ist auch, dass die Gelenkflüssigkeit für die Ernährung des Knorpels verantwortlich ist. Der Gelenkknorpel besitzt keine eigenen Blutgefäße und erhält daher seine Nährstoffe aus der Gelenkflüssigkeit (Synovia), über die auch Stoffwechselschlacken, Mikroben und Verschleißprodukte entfernt werden. Eine optimale Versorgung des Knorpels ist nur bei regelmäßiger Be- und Entlastung des Gewebes gewährleistet. Durch Bewegung werden die Nährstoffe in den Knorpel „gepumpt“.
Gelenkknorpel / Synovia
Gelenkknorpel / Knorpelschaden
Bei Bewegungsmangel, aber auch bei Überbelastung (Impulssportarten) über einen längeren Zeitraum hinweg, kommt es zur Unterversorgung des Knorpels mit Nährstoffen. Der Knorpel degeneriert und es bilden sich arthrotische Veränderungen.
Entwicklung einer Arthrose
Eine Arthrose entwickelt sich langsam und nach dem gleichen Schema. Beginnend mit dem Verlust der Elastizität des Gelenkknorpels, der durch die Unterversorgung mit Nährstoffen aus der Synovia entsteht, sterben einzelne Knorpelzellen ab. Mit zunehmender Anzahl abgestorbener Zellen wird das Knorpelgewebe immer dünner und reißt schließlich ein, weil es der Belastung nicht mehr standhalten kann. Der Knochen, auf dem der Knorpel aufliegt, verdichtet und verhärtet sich.
Durch den punktuellen Knorpelabrieb erhöht sich die Belastung an anderen Stellen, meist an den Rändern der Gelenkfläche, die dann den Hauptteil des Gewichtes tragen müssen. An diesen Stellen bilden sich wulstartige Knochenvorsprünge, die sog. Osteophyten. Die Gelenkfläche wird immer kleiner und es kann zur Bildung von Zysten in den Knochen kommen.
Zunächst macht die Arthrose kaum Beschwerden, dann bei normalen Bewegungen und schließlich macht sie sich auch in Ruhe bemerkbar. Es findet sich dann auch eine mehr oder weniger starke Bewegungseinschränkung.
Durch den Knorpelabrieb werden Knorpelfragmente und Entzündungsmediatoren im Gelenkspalt freigesetzt. Die Gelenkbinnenschleimhaut ist mit zahlreichen Nerven versetzt und sehr empfindlich. Durch die freigesetzten Botenstoffe entzündet sie sich, in diesem Zustand spricht man von einer „aktivierten Arthrose“. Dieses akute Stadium äußert sich durch Schmerzen, Gelenkschwellung und gelegentlich Überwärmung des Gelenkes.
Diagnostik bei der Arthrose
- Erhebung der Krankheitsvorgeschichte (Anamnese)
- Körperliche Untersuchung
- Röntgenuntersuchung ggf. MRT
- Arthroskopie
Nicht operative Therapie der Arthrose
Völlige Beschwerdefreiheit und Regeneration des geschädigten Knorpels, also die Heilung einer Arthrose, ist im Erwachsenenalter bis jetzt nicht möglich, aber zahlreiche Behandlungsmaßnahmen verbessern die Funktionsfähigkeit der Gelenke und lindern die Schmerzen:
Medikamente
- nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR)
- Glukokortikoide
- Hyaluronsäure
- Orthopädische Trigon-Signal-Therapie
- Laser-Therapie
- Chondroprotektiva "knorpelaufbauende Substanzen" (wissenschaftlich umstritten)
Physiotherapie
- Krankengymnastik
- Wärme- oder Kälteanwendung
- Elektrotherapie
Die Therapie mit Hyaluronsäure
Hyaluronsäure ist eine körpereigene Substanz. Sie ist u.a. Bestandteil des gesunden Knorpels und der Gelenkflüssigkeit. Im arthrotischem Gelenk ist ihre Konzentration allerdings stark verändert und in ihrer Zusammensetzung verändert. Hyaluronsäure besitzt eine hohe Viskosität und verbessert die Fließfähigkeit der Gelenkflüssigkeit und damit die „Gelenkschmierung“, man kann sie auch als „Stossdämpfer“ der Synovialflüssigkeit bezeichnen.
Die Hyaluronsäure hat aber noch weitere Funktionen. Sie wirkt in gewisser Weise auch schmerzlindernd, da sie Schmerzrezeptoren der Gelenkbinnenhaut schützt. Darüber hinaus ist sie in der Lage, den Knorpelaufbau sowie den Austausch von Nährstoffen zwischen Gelenkflüssigkeit und Knorpel anzuregen. Die Hyaluronsäure wird direkt dort angewendet, wo sie wirken soll: im betroffenen Gelenk. Dazu wird sie mit einer Spritze in den Gelenkspalt injiziert.
Infiltration
Die Wirksamkeit der Arthrose-Therapie mit Hyaluronsäure ist durch zahlreiche Studien belegt und hat sich in der Praxis bewährt. Dennoch wird die Therapie mit den auf dem Markt befindlichen Medizinprodukten nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.