Kniegelenksarthrose (Gonarthrose)

Das Kniegelenk

Das Kniegelenk ist das größte und am meisten exponierte Gelenk des Menschen. Drei Knochen sind an der Ausbildung des Gelenkes beteiligt: der Oberschenkel, der Unterschenkel und die Kniescheibe. Das Kniegelenk hat einen großen Bewegungsumfang. Dieser Bewegungsspielraum kann nicht alleine durch Knochen gesichert werden, sondern zusätzlich sind Bänder vorhanden, welche zur Stabilisierung beitragen. Da bei normaler Belastung das 4-fache des Körpergewichtes auf dem Knie lastet, sind zusätzlich zwei Puffer, die Menisci, zwischen Ober- und Unterschenkel angeordnet. Da der Meniskus (Außen- und Innenmeniskus) schlecht durchblutet ist, neigt er schnell zur Degeneration.

Was ist eine Gonarthrose?

Als Kniegelenksarthrose wird der fortgeschrittene Verschleiß des Kniegelenkes bezeichnet, d.h. der Knorpel und die Menisci sind hierbei betroffen.
 

Welche Ursachen hat die Gonarthrose?

Die Gonarthrose ist eine häufige Erkrankung. Rund 75 % aller Menschen, die über 50 Jahre sind und rund 90 % über 70 Jahre haben degenerative Gelenkveränderungen. Nicht in jedem Fall muss der Gelenkverschleiß therapiert werden, denn nur bei 20 % der Patienten beeinträchtigt die Arthrose die Lebensqualität. Die Ursachen für die Entstehung einer Gonarthrose sind mannigfaltig. Am häufigsten sind sie anlagebedingt. Des weiteren können Beinachsenfehlstellungen, Meniskusschäden, Überbelastungen und Unfälle u.a. für eine Arthrose verantwortlich sein.

Welche Symptome treten bei der Gonarthrose auf?

Am häufigsten tritt zunächst der Schmerz auf, wobei ein Anlaufschmerz besteht, d.h. nach einer Ruhephase fällt es schwer wieder in Bewegung zu gelangen. Als weiteres können Reibegeräusche, Anschwellungen, Überwärmungen auftreten.
Bei fortgeschrittener Erkrankung kommt es dann zum Ruheschmerz, es entsteht ein Schonhinken. Bei erheblicher Gonarthrose kommt es zur Ausbildung eines O- oder X-Beines.

Welche Untersuchungen sind wichtig?

Neben der Anamnese und der klinischen Untersuchung stellt die Röntgenaufnahme ein wichtiges Diagnostikum dar. Im Einzelfall kann auch eine Magnet-Resonanz-Tomographie sinnvoll sein, um eine auf ein umschriebenes Areal begrenzte Arthrose, welche sich dem Röntgenbild entzieht, diagnostizieren zu können.

 

Welche Therapiemöglichkeiten bestehen?

Je nach Ausprägungsgrad der Arthrose stehen unterschiedliche nicht operative und operative Therapieoptionen zur Verfügung. Ziel ist die Schmerzreduktion, Verbesserung der Lebensqualität, die Beweglichkeit und Gehleistung. Die Behandlung umfasst zunächst die Gabe von Medikamenten, physikalischen Anwendungen und Bewegungstherapie, ferner ggf. der Einsatz orthopädischer Hilfsmittel (Schuhzurichtungen, Pufferabsätze etc.). Als weitere Möglichkeit zur Vermeidung bzw. zum Hinauszögern einer Operation besteht in der Anwendung der Trigon-Signal-Therapie (TST) und in der Verabreichung von Hyaluronsäure, entzündungshemmenden Medikamenten (Corticoide). Falls es durch oben genannte Maßnahmen zu keiner Besserung der Symptomatik kommt, ist eine Kniegelenksspiegelung (Arthroskopie) in Betracht zu ziehen.

 

Was ist eine Kniegelenksspiegelung (Arthroskopie)?

Bei einer Arthroskopie wird durch einen kleinen Hautschnitt eine Sonde mit einer Kamera in das Kniegelenk eingeführt. Diese überträgt Bilder aus dem Inneren des Gelenkes auf einen Monitor. Über einen zweiten Zugang können kleine chirurgische Instrumente in das Kniegelenk eingeführt werden, mit denen man vorhandene Schäden beseitigen bzw. verbessern kann. Hierbei wird geschädigtes Meniskusgewebe beseitigt und Knorpelgewebe geglättet. Im Rahmen dieser Spiegelung können auch Knorpeldefektzonen angebohrt werden. Durch diese sog. Reizbohrung entsteht eine Art Ersatzknorpel, der sog. Faserknorpel. Oft gelingt es durch diese Maßnahmen den künstlichen Gelenkeinsatz herauszuzögern.

 

Knorpel-Knochen-Transplantation

Bei dieser operativen Maßnahme entnimmt man mit einer Hohlfräse an gering belasteten Stellen im Gelenk Knorpel-Knochen-Zylinder. Diese können dann in den Bereich der Arthrose transplantiert werden. Mit dieser Technik können nur kleinere Defekte bis zu 4 Quadratzentimeter behandelt werden.

Autologe Chondrocyten-Transplantation

Auch hier werden im Rahmen einer Gelenkspiegelung außerhalb der Belastungszone Knorpelzellen entnommen. Diese werden dann im Labor angezüchtet und so vermehrt. In einem zweiten Eingriff werden dann diese Zellen unter einen Lappen aus Knochenhaut gespritzt, der über den arthrotischen Defekt genäht wird.

Bei einer anderen Technik wird ein Gewebevlies aus Kollagen verwendet, welches mit angezüchteten Knorpelzellen beschichtet ist. Dieses Verfahren findet bei jüngeren Patienten Anwendung, der Defekt darf nicht größer als 10 Quadratzentimeter sein. Aufgrund des noch nicht ausgereiften Verfahrens sollte diese Technik nur im Rahmen von Fallstudien an universitären Zentren Anwendung finden.

Gelenkersetzende Operationen

Beim Gelenkersatz werden die zerstörten Gelenkanteile entfernt und falls nötig unter Korrektur einer Fehlstellung durch künstliche Gelenkteile ersetzt. Hierbei wird lediglich die verschlissene Oberfläche an Ober- und Unterschenkel durch Auflagen aus einer Titanlegierung ersetzt (Oberflächenersatz).

Alle Prothesentypen werden in der Mehrzahl mit Knochenzement verankert. Über den Ersatz der Kniescheibenrückfläche bestehen unterschiedliche Auffassungen z.T. erfolgt auch hier der Ersatz.

Prinzipiell unterscheidet man drei unterschiedliche Typen:

 

1. Teilweiser Gelenkersatz („Schlittenprothese“):

 

 

Besteht die Arthrose nur auf der Innenseite, wird auch nur dieser Bereich ersetzt. Die Eröffnung des Gelenkes ist hierbei deutlich kleiner, die Rehabilitation schneller. Nachteil ist, dass bei Verschleiß des äußeren Kompatimentes Jahre später, die Schlittenprothese entfernt werden muss und durch eine TEP ersetzt werden muss.

 

2. Komplettersatz ohne Achsführung:

 

 

Dieser Prothesentyp wird am häufigsten implantiert. Hierbei umfasst der Oberflächenersatz den inneren und äußeren Kniegelenksbereich. Die Stabilität des Kniegelenkes wird durch den intakten Bandapparat gewährleistet.

 

3. Komplettersatz mit Achsführung:

 

 

Wenn die Bänder des Kniegelenkes und somit die Stabilität nicht ausreichend gut ist, muss eine sog. gekoppelte Prothese implantiert werden. Diese Prothesen haben in der Mitte eine gelenkige Verbindung, so dass ein seitliches Abweichen verhindert wird. Die Prothesentypen haben eine kürzere Überlebenszeit.

 

Wann erfolgt die Implantation z.T. navigationsgestützt bzw. robotergestützt?

Ein wichtiger Operationsschritt ist die genaue achsengerechte Implantation der Komponenten. Untersuchungen haben gezeigt, dass bei einer Fehlpositionierung eine fehlerhafte Belastung und somit Schmerzen und eine frühzeitige Lockerung provoziert werden können. Der Grund für den Einsatz einer Navigationshilfe besteht daher in einer noch passgenaueren Implantation der Komponenten.

 

Wie lange ist die Lebensdauer eines künstlichen Kniegelenkes?

Die durchschnittliche Lebensdauer liegt bei ca. 15 Jahre. Es zeigt sich jedoch auch, dass es Patienten gibt, welche nach kurzer Zeit Probleme mit der Prothese bekommen. Die Gründe für diese Probleme sind noch immer nicht vollständig geklärt und nach wie vor Grundlage intensiver Forschung.

 

Wie kann man dem Fortschreiten einer Gonarthrose vorbeugen?

Die Beanspruchung sollte der reduzierten Belastbarkeit des Kniegelenkes angepasst werden. Hierzu kann es sinnvoll sein, das Gewicht zu reduzieren.
Bewegung ist jedoch insgesamt gut für die Gelenke: Knorpel besitzt keine Blutgefäße und wird durch Nährstoffe in der Gelenkflüssigkeit ernährt. Durch die Bewegung werden Nährstoffe in den Knorpel „gepumpt“.

Sportarten mit hohen Impulsbelastungen (Tennis, Badminton, Handball etc.) sollten unterlassen werden.
Dagegen sind Sportarten mit rhythmischen, gleichförmigen Gelenkbewegungen (Radfahren, Schwimmen, Wandern etc.) ratsam. Wichtig ist, dass man sich an die geplante Sportart langsam herantastet und nicht zu schnell zu viel macht.

Aus orthopädischer Sicht kennt körperliche und sportliche Aktivität im höheren Alter und bei Gelenkerkrankungen heute keine absoluten Tabus mehr, sofern sie in moderatem Umfang durchgeführt werden.